Viadrina Coworking Space
Die Europa-Universität Viadrina soll um einen Coworking Space ergänzt werden, welcher verschiedene Formen des Selbststudiums unterstützt und gleichzeitig ein neuer Kommunikationspunkt, Treffpunkt und Mittelpunkt für eine Vielzahl von Akteuren in der und um die Hochschule werden soll. Die „Alte Mensa“, Teil eines Gebäudekomplexes aus den 70er Jahren bietet sich durch Lage und Größe an, zum vielfältigen Coworking Space ausgebaut zu werden.
TRANSFORMATION
Bestandsanalyse Die ursprüngliche Planung der Bezirksparteischule behandelte die drei Gebäudeteile Audimax, Wohnturm sowie die Mensa als ein Ensemble, welches durch den eingeschossigen Verbindungsbau vom Universitätsplatz her zentral erschlossen wurde. Zusätzlich gestärkt wurde das Zusammenspiel der drei Gebäude durch eine innere Durchwegung auf der Ebene 1, während die Ebene 0 in dieser Konstellation vorwiegend als Serviceebene diente. Heute ist der Durchgang zum Studentenwohnheim aus Gründen des Brandschutzes dauerhaft geschlossen, die Durchlässigkeit zwischen Audimax und Mensagebäude fällt gering aus und das Gebäude weist keine städtebauliche Verbindung in Richtung Norden zum neuen Sanierungsgebiet hin auf. Diese neuen, veränderten Bedingungen machen ein Überdenken des Gefüges und die Transformation in ein neues System notwendig.
Ziele Sowohl die derzeitige Eingangssituation und die Erschließung des Gebäudes allgemein, als auch die Zirkulation innerhalb des alten Mensa Gebäudes sollen neu organisiert werden. Angestrebt wird eine Offenheit und Anbindung sowohl zum Universitätsplatz als auch in Richtung Sanierungsgebiet „Ehemalige Altstadt“. Zudem soll die neue Planung eine vertikale Durchlässigkeit innerhalb des Gebäudes erzielen und so die verschiedenen Ebenen sinnvoll miteinander verknüpfen.
Zugang Universitätsplatz Die Planung sieht den teilweisen Rückbau des Verbindungsbaus in eine Flucht mit Audimax und Mensa und somit eine klare Trennung zwischen dem Mensa Gebäude und dem Studentenwohnheim vor. Es entsteht so einerseits eine großzügige Terrasse als neue Eingangssituation für den geplanten Coworking Space, andererseits werden die neugeplante Eingangssituation, sowie die Privatheit der Außenterrassen des Wohnheims gestärkt. Zudem lässt sich die neue Terrasse als Erweiterung des Universitätsplatzes lesen und schafft einen Ort zum Verweilen, zum Begegnen, oder für Events. Dieser ist über die große Freitreppe direkt vom Universitätsplatz zugänglich und gibt einen direkten Durchblick zur Oder frei. Als offene Ebene innerhalb des Gebäudeensembles bietet dieser neue Platz eine eigenständige Adresse für den Coworking Space und ist gleichzeitig ein für die Stadt offener Raum.
Durchgang Audimax Schon jetzt wird der direkte Zugang vom Audimax in das Coworking Gebäude als eine maßgebliche Verbindung von den Studenten genutzt. Um diese Verbindung zu stärken öffnet sich der reduzierte und in das Gebäudevolumen der „Alten Mensa“ integrierte Verbindungsbau mit einer großzügigen Verglasung (F90) zum Audimax. Der hier angegliederte neue Innenhof mit üppiger Bepflanzung schafft eine visuelle Beziehung zwischen den beiden Gebäuden und lässt so eine neue Durchlässigkeit entstehen. Zusätzlich dient der Hof als direkter Übergang zum Coworking Space. So wird eine starke Verbindung vom Hauptgebäude der Universität über den Audimax bis hin zum Coworking Space geschaffen. Diese offene und helle Gestaltung mit weiten Durchblicken liefert gleichzeitig einen barrierefreien Übergang zwischen den Gebäuden.
Neuer Eingang Nord Der Entwurf betrachtet das Volumen der „Alten Mensa“ trotz Unterteilung in zwei Nutzungseinheiten als eine zusammenhängende Struktur. Der ehemalige Serviceeingang für die untere Ebene der „Alten Mensa“ sowie der aktuelle Haupteingang des Universitätssportclubs werden daher durch einen neuen Zugang an der Nordfassade ersetzt. Dieser erhält als südlicher Anschlusspunkt zum Sanierungsgebiet „Ehemalige Altstadt“ eine neue, stärkere Gewichtung. Eine großzügige, einladende Eingangssituation nimmt die Besucher und Nutzer des Gebäudes hier auf und leitet sie zum Herzstück des Entwurfes weiter. Die Wandelhalle im Zentrum des Gebäudes dient als offener Verteiler und verbindet alle Geschosse miteinander. Die mittig liegende Erschließung organisiert so das gesamte Gebäude. Durch ihre Öffnung nach oben erzeugt die Wandelhalle eine vertikale Durchlässigkeit innerhalb Gebäudes und ermöglicht so zahlreiche Blickbezüge zwischen den verschiedenen Ebenen sowie verschiedene Perspektiven. Zusätzlich werden von den hier liegenden Treppen, Galerien und Brücken Ein- und Ausblicke in die unterschiedlichen Zonen des Gebäudes geschaffen. Mittig an die Wandelhalle angegliedert ist ein üppig bepflanzter Hof, welcher diese über alle Ebenen natürlich belichtet und zum kontemplieren einlädt. Zudem wird dem Universitätssportclub im hinteren Teil der Wandelhalle auf der unteren Ebene ein neuer, integrierter Zugang im Kern des Gebäudes angeboten.
KUBATUR UND STRUKTUR
Bestandsanalyse Das Mensagebäude selbst besitzt eine starke Kubatur und ist sehr klar strukturiert. Die stringente Struktur, mit konsequentem Konstruktionsraster, den Kassettendecken und dem deutlichen Fassadenraster, sowie die horizontale Gliederung durch die Fensterbänder und umlaufenden Beton- Fassadenpaneele verleihen dem Gebäude seinen Charakter und seine Stärke. Im momentanen Zustand ist dieser Aufbau des Gebäudes jedoch nur zu Teilen wahrnehmbar, im Innenraum ist dieser Eindruck sogar gänzlich verschwunden.
Ziel Um dem neuen Coworking-Gebäude ein eigenes Gesicht zu verleihen und es zu einer attraktiven Adresse sowohl im städtischen als auch im universitären Kontext zu machen, soll die Kubatur des Gebäudes gestärkt werden. Auch dessen Struktur soll herausgearbeitet werden und in Zukunft ablesbar sein, um den Charakter der „Alten Mensa“ innerhalb des Gebäudeensembles mit Audimax und Studentenwohnheim zu unterstreichen.
Rückbau/ Umbau Der ehemalige Verbindungsbau wird, wie oben beschrieben, in Teilen zurückgebaut. Neben der so erzielten Öffnung zum Universitätsplatz wird mit diesem Eingriff auch die Ablesbarkeit der klaren, quadratischen Gestalt des Mensagebäudes erreicht. Das Gebäude wird weiterhin auf seine Grundstruktur zurückgebaut, das heißt von allen aufgebrachten Schichten, wie zum Beispiel Deckenabhängungen, befreit. Die umlaufende Terrasse wäre nur mit hohem Aufwand instandsetzbar und Kältebrücken ließen sich nicht vermeiden. Daher sieht die Planung den Abriss der Terrasse und einen veränderten Neuaufbau als eigenständiges Bauteil vor. Einen weiteren wichtigen Eingriff stellen die großzügigen Einschnitte in das Gebäudevolumen dar. Neben der Wandelhalle bringen die drei, auf einer Achse angeordneten Höfe, Tageslicht bis in die Mittelzone des Gebäudes und ermöglichen auch eine natürliche Belüftung. Sie erzeugen zudem, sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Ebene, eine Transparenz und Offenheit, die unterschiedliche Blickbezüge herstellen und verschiedene Perspektiven und Durchblicke ermöglichen. Dabei hat jeder Hof seinen eigenen Charakter. Der an das Audimax angegliederte Hof stellt durch seine Lage, Offenheit und Größe einen Ort für Austausch und Aktion dar, während der kleinere Hof im Zentrum des Gebäudes eher als Rückzugsort fungiert. Der durch alle Geschosse durchgehende dritte Hof an der Wandelhalle, verknüpft einerseits alle Geschosse visuell miteinander, andererseits kann er mit seiner üppigen Begrünung auch der Kontemplation dienen.
Weiterbau Die umlaufende Terrasse wird mit großzügigen Lichtöffnungen und integrierten Pflanzkübeln neu aufgebaut und um die Nordfassade herum weitergeführt. Somit wird sie zur umgebenden Kommunikationszone auf Erdgeschossniveau und schafft durch die Öffnungen eine neue, verbesserte Qualität für die Zone unterhalb der Terrasse. Durch das Herumführen der Terrasse an die Nordseite wird zudem ein direkter, eigener Zugang zu den Gründerräumen geschaffen und über die hier angelegten Treppen ein Fluchtweg ins Freie für die Erdgeschossebene hergestellt.
Das Raumgefühl der vertikalen Offenheit, welches vor allem in der Wandelhalle spürbar ist, wird durch die Erweiterung um ein Staffelgeschoss zusätzlich verstärkt. Auch die Durchlässigkeit, welche durch das Anlegen mehrerer Höfe und der großzügigen Wandelhalle erzielt wird, ist erst durch diese Erweiterung des Gebäudevolumens möglich. Gleichzeitig schafft das Staffelgeschoss eine privatere Zone innerhalb des Co-Working Space, die den Nutzern eine besonders ruhige Atmosphäre zum Arbeiten und zum Austausch bietet. Angegliedert ist diesem Bereich eine Dachterrasse, welche den Blick auf die Oder im Osten freigibt. Der ‚Rundgang’ durch das Gebäude, von der unteren Ebene durch die Wandelhalle bis in das Obergeschoss findet seinen oberen Abschluss im „hortus conclusus“ auf dem Dach. Diese vertiefte Ebene kann als Rückzugsort aber auch Aktivitätsraum, zum Beispiel für Urban Gardening dienen und ist nicht nur vom Dach aus, sondern auch direkt von der Eingangsterrasse über eine Treppe zugänglich.
Erhalt Der Entwurf erhält die Gestalt der „Alten Mensa“ weitestgehend. Wie oben beschrieben zieht das Gebäude seine Kraft aus der klaren Form und Struktur. Auch die horizontal gegliederte Fassade mit den streng gerasterten Fensterbändern und umlaufenden Beton-Fassadenpaneelen prägen die Gestalt des Gebäudes maßgeblich mit. Daher wird die horizontale Gliederung der Fassade im Entwurf aufgenommen, diese jedoch den heutigen Standards entsprechend erneuert.
Die konstruktiven Elemente wie die Betonstützen und Träger sowie die modularen Fertigteil-Kassetten werden freigelegt und so weit wie möglich erhalten. Im Innenraum werden die Konstruktionsprinzipien und die Maßlichkeit des Betonskelettbaus übernommen und ergänzt um Öffnungen für Innenhöfe und die Wandelhalle zu schaffen. Um eine dem Kontext entsprechende Neugestaltung der „Alten Mensa“ und den Wandel hin zu einem einladenden, hellen Coworking Space zu erreichen, werden die Grundprinzipien/regeln dieses modularen Baus sowohl innen als auch außen angewandt.
ORGANISATION UND RAUMPROGRAMM
Coworking Space
Die von Norden nach Süden ausgerichtete, mittig im Gebäude liegende Wandelhalle mit ihren Deckenöffnungen, sowie die insgesamt drei Innenhöfe, welche eine Ost-West Achse beschreiben, erzeugen zusammen mit der umlaufenden Glasfassade und der offenen Gestaltung des Coworking Space eine maximale Durchlässigkeit und eine Vielzahl von Durchblicken und Blickbezügen durch alle Ebenen. Leichte Strukturen, wie Faltwände in den Gruppenräumen, Vorhänge sowie eine üppige Bepflanzung im Innen- und Außenraum ermöglichen eine flexible Einteilung mit Rückzugsbereichen bei gleichzeitig hoher Transparenz.
Areal 1 – Begegnungs- und Kommunikationsareal An der Südfassade gelegen bildet das Areal 1 eine Einheit mit der offenen Terrasse am Universitätsplatz. Für das im Eingangsbereich platzierte Café sowie den gesamten Begegnungsbereich lässt sich die Glasfassade in Form von Faltfenstern großflächig öffnen, um bei gutem Wetter den Raum maximal erweitern zu können. Der längs orientierte Raum wird durch das Einstellen benötigter Nebenräume am Übergang zwischen Begegnungszone und dem Bereich des offenen Coworking zoniert. Die tieferen Bereiche der Begegnungszone in Richtung des offenen Coworking bieten Flächen für unterschiedlichste Aktivitäten und Events, gleichzeitig bilden die Nebenräume zum Begegnungsbereich hin Nischen aus, in denen ein einfaches System aus Stangen und Polstern für ein vielfältiges Bewegungsangebot zur Verfügung steht. An der Schnittstelle zwischen dem offenem Coworking und der Begegnungszone wird so ein Wechsel aus abgeschirmten und offenen Bereichen geschaffen, um die verschiedenen Areale bedarfsgerecht miteinander zu verknüpfen. Hier befindet sich auch die Küche, welche aufgrund der Lage nicht nur als Selbstversorger Küche fungiert, sondern auch bei Events genutzt werden kann. Modulare Sofaelemente zwischen den Stützen entlang der Fassade können im Areal 1 als Rückzugsmöglichkeit oder Treffpunkt genutzt werden und laden sowohl zum Sitzen, als auch zum Liegen ein. Mittels flexibler Stellwände kann am östlichen Ende des Begegnungsbereiches einfach ein sicherer Ort zur Kinderbetreuung hergestellt werden. Auch in diesem Bereich entlang der Ostfassade befindet sich ein modulares Polstermöbel, von dem aus kleine, wie große Nutzer den Blick auf die Oder genießen können.
Areal 2 – Offenes Coworking Im Zentrum des Gebäudes, die Innenhöfe und die Wandelhalle umgebend sowie an der Ostfassade, bildet das offene Coworking den durchlässigen Mittelpunkt des Gebäudes. Dieser Bereich kann durch die Bestückung mit einer Mischung aus beweglichen Arbeitsmöbeln und modularen Sofaelementen auf unterschiedliche Arten zoniert werden. Ein auf Rollen montiertes, bewegliches Gerüst mit Tischflächen und Ablageebenen bietet die Möglichkeit zur Aufnahme einer Vielzahl von weiteren möglichen Add-ons. Eine integrierte Verkabelung und Beleuchtung ermöglichen sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen ein einfaches „Plug-and-Play“ Arbeiten. Ergänzend können hier befindliche, modulare Sofaelemente auf vielfältig Weise zusammengestellt und platziert werden. Auf diese Art lassen sich unterschiedliche Situationen, wie beispielsweise Gruppentreffpunkte oder Rückzugsmöglichkeiten arrangieren. Regalwände mit integrierten Schließfächern und Ablagen sind dezentral im offenen Coworking platziert und fungieren so als halbhohe Raumteiler, welche den Bereich des offenen Coworking zusätzlich zonieren. Diese sind rückseitig sowohl beschreibbar als auch magnetisch und nehmen oberseitig verschieden große Pflanztöpfe auf. Die Pflanzen sind nicht nur ein zentrales gestalterisches Element dieser Planung, sondern haben zudem einen positiven Effekt auf das Raumklima, tragen zur Verbesserung der Akustik bei und schaffen einen dezenten Sichtschutz. Weitere Flächen des offenen Coworking befinden sich im hinzugefügten Staffelgeschoss. Durch die Lage innerhalb des Gebäudes besitzt dieser Bereich eine andere Qualität und Atmosphäre als das Erdgeschoss und eignet sich besonders für ein ruhiges, konzentriertes Arbeiten. Hier ist auch das Wandbild platziert, welches einen großen Teil der Südfassade einnimmt. Ebenfalls im Areal 2 auf Erdgeschossniveau angesiedelt, befindet sich das Community Management. Zentral, an der Wandelhalle platziert und offen gestaltet ist es gut sichtbar und bietet den Mitarbeitern dieser Einrichtung gleichzeitig eine gute Übersicht. Als Beleuchtung des Community Management dient die Leuchtenkonstruktion, welche den Bereich zugleich markiert.
Areal 3 – Lern- und Gründerinseln Die Gruppen- und Einzelarbeitsräume der Lern- und Gründerinseln werden durch ein System aus Glaswänden, Vorhängen als Sichtschutz und zur Verbesserung der Akustik, sowie opaken, beschreibbaren Faltwänden zur Kopplung von Räumen gebildet. Diese Räume sind entlang der Außen- und Hoffassaden organisiert und somit natürlich belichtet und belüftet. Das Abhängen der Decke in diesen Bereichen ermöglicht zum einen eine sinnvolle Proportionierung der kleineren Räume, gleichzeitig schafft diese Maßnahme Raum für die Integration einer Beleuchtung und einer kontrollierten Lüftung. Die Gründerräume sowie der makerspace sind an der Nordfassade angeordnet und erhalten über die nördliche Terrasse jeweils einen eigenen, direkten Zugang.
Archiv Die Räumlichkeiten des Archives sind im unteren Geschoss verortet. Sie werden direkt von der Wandelhalle aus erschlossen. Der Leseraum besitzt durch die Angliederung an den durchgehenden Innenhof eine ruhige Atmosphäre und ist ebenfalls von der Wandelhalle aus zugänglich. Die Büroräume des Archivs liegen ebenso wie das Bauarchiv an der verglasten Nordfassade des Untergeschosses, während der größte Teil des Archivs im dunkleren Innenbereich des Gebäudes angesiedelt ist. So können auch lichtempfindliche Dokumente gut archiviert werden. Weiterhin sind im Untergeschoss auch die Technikräume verortet.
Anbindung Universitätssportclub Wie bereits oben beschrieben, trennt der Entwurf nicht zwischen den beiden Nutzungseinheiten, sondern sucht vielmehr diese bedarfsgerecht miteinander zu verbinden und so ein zusammenhängendes Gebäude zu schaffen. Dem Universitätssportclub wird im Untergeschoss ein großzügiger, heller Eingang im hinteren Bereich der Wandelhalle angeboten. Gleichzeitig erhalten die Räume des Universitätssportclubs durch die Einführung des bis ins Untergeschoss durchgehenden Hofes eine weitere Aufwertung. Dieser bringt zum einen Tageslicht in die Räume der Sportler, zum anderen erlaubt er interessante Einblicke in den begrünten Hof. Die üppige Begrünung liefert dabei einen dezenten Sichtschutz für die Sportler. Durch die Einschnitte in der Terrasse auf Erdgeschossniveau findet eine weitere Aufwertung der zweiten Nutzungseinheit statt. Der Raum unter der Terrasse erfährt ein interessantes Wechselspiel aus hellen und dunklen Zonen, gleichzeitig erlauben die Einschnitte eine Begrünung der hellen Bereiche im Untergeschoss. Der ehemals dunkle Umgang kann so endlich genutzt werden und beispielsweise als Ruhezone für die Sportler dienen.
MATERIAL UND TECHNIK
Materialität Das Bestandsgebäude soll, wie bereits zuvor beschrieben, in Gestalt und Form nicht grundlegend verändert werden, vielmehr sollen dessen Stärken und Charakteristika herausgearbeitet werden. Daher nimmt die Planung auch mit der Materialwahl Bezug auf die ursprüngliche Gestaltung. In Bereichen, in denen das Gebäude den Bedürfnissen der neuen Nutzer und den heutigen technischen Standards nicht genügen kann, fügt der Entwurf Elemente hinzu, welche sich auch durch die Materialwahl harmonisch in den Bestand einfügen. Während die horizontale Gliederung der Fassade als maßgebliches Gestaltungselement erhalten bleibt, entspricht die Fassade selbst nicht mehr den heutigen energetischen Standards und widerspricht, mit dem opaken Eindruck der Sonnenschutzverglasung, dem für den Entwurf grundlegenden Gedanken der Durchlässigkeit und Transparenz. Die Fassade wird daher erneuert, das Motiv des Fensterbandes, wie auch das des umlaufenden Betonbandes werden jedoch aufgenommen und auch in den neu angelegten Innenhöfen fortgeführt. Der modulare Aufbau der vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden aus Betonfertigteil Paneelen im oberen Bereich und der Pfosten – Riegel Glasfassade mit schwarz eloxierten Aluminiumrahmen und integriertem, außenliegendem Sonnenschutz, bietet zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten und erfüllt gleichzeitig die Anforderungen der aktuellen EnEV. Im Innenraum soll einerseits die rohe Ästhetik, die durch das Freilegen der Primärkonstruktion entsteht, erhalten bleiben und andererseits der Innenausbau den Gedanken der Durchlässigkeit, welcher durch das Thema der Höfe eingeführt wurde, fortsetzen. Für den Raumabschluss der Büros sowie der Räume der Gründer- und der Lerninseln sieht die Planung daher Glas vor, Vorhänge bieten hier einen flexiblen Sichtschutz und sorgen für die Verbesserung der Raumakustik. Opake, beschreibbare und magnetische Faltwände ermöglichen zusätzlich das Zusammenschalten dieser Räume.
Technik Der Anspruch an Flexibilität und Anpassbarkeit des Coworking Space wird durch weitere innenräumliche Maßnahmen erfüllt. Der Boden wird im gesamten Gebäude als Hohlboden mit Estrichabdeckung ausgeführt und kann beispielsweise die Elektroverteilung aufnehmen, welche dann den Ansprüchen entsprechend flexibel verteilt und verändert werden kann. In den Bereichen der Gruppen-und Einzelarbeitsräume wird die Decke abgehängt, so wird ein weiterer, flexibler Installationsraum geschaffen. Dieser bietet zum Beispiel Flächen für die kontrollierte Belüftung. Im offenen Raumgefüge können zusätzliche Maßnahmen zur kontrollierten Lüftung sowie Beleuchtung und Brandschutz offen geführt werden.
Akustik Das Zusammenspiel vieler verschiedener, punktuell eingesetzter Maßnahmen bewirkt eine angenehme Raumakustik. Vorhänge, Sofas, Teppiche so wie Pflanzen werden aufgrund ihrer akustischen Wirkung bewusst als Ausstattungselemente gewählt und so eingesetzt und positioniert, dass die akustische Streuwirkung dieser Elemente bestmöglich genutzt werden kann.
Brandschutz
Besondere, kompensierende, brandschutztechnische Maßnahmen, zum Beispiel in Form einer Sprinkleranlage, ermöglichen die Planung eines offenen Raumgefüges über mehrere Geschosse. Die Ertüchtigung der Terrasse durch das Herumführen dieser an die Nordfassade und die Ergänzung notwendiger Treppen in diesem Bereich, sowie die Öffnung der Terrasse zum Universitätsplatz hin ermöglichen die Flucht ins Freie aus dem gesamten Erdgeschoss in zwei Richtungen. Das Staffelgeschoss wird über die außenliegende Treppe an der Südfassade entfluchtet.
Ort
Frankfurt (Oder)
Zeitraum
2019
Status
Wettbewerb
Typus
Bestand, Kultur, Bildung
Konstellation
Freelancearbeit für BOLLES+WILSON GmbH & Co.KG
Team
Chris-Marit Gieseke, Jack Wilson, Puja Shafaroudi, Mascha Arnold