Alter Stall D

Instandsetzung eines Feldsteinhauses

Am Rande eines kleinen Dorfes in der nördlichen Uckermark steht auf einem verwilderten Grundstück ein kleines, unscheinbares Feldsteinhaus. Das ehemalige Stallgebäude wurde im 19. Jahrhundert als Bestandteil einer weitreichenden Gutsanlage errichtet und hat auf dem Grundstück als Relikt maßgeblich unverändert überlebt.

Die ortstypische Bauweise mit dem Sockel aus großen Feldsteinen, aufgesetzten Backsteinen und einem Dachstuhl aus mächtigen Holzbalken hat den Stall bis heute getragen. Jedoch wurde der Stall als landwirtschaftliches Überbleibsel im Strukturwandel der Region in den letzten Jahrzehnten wenig gepflegt, so dass eine Instandsetzung dringend notwendig ist, um einen drohenden Verfall entgegenzuwirken.

Der alte Stall D wird zu einem Experimentierfeld für den Einsatz ökologischer Materialien und traditioneller Bauweisen sowie für Prinzipien des kreislaufgerechten Bauens. Als räumliches sowie bauphysikalisches Experiment wird auch untersucht, wie sich Teile größerer Strukturen zur Nutzung reaktivieren lassen, ohne die gesamte Gebäudehülle wiederherzustellen bzw. auszubauen. 

Für die Instandsetzung wird ein minimalinvasives Herangehen gewählt. Das Holztragwerk wird instandgesetzt und unterstützt, das Mauerwerk ausgebessert und neu verfugt, das Dach abgedichtet und neu gedeckt. Die Arbeiten an Mauerwerk, Dach und Holztragwerk bedienen sich dabei traditioneller Techniken und Materialien. Dem minimalinvasiven Ansatz folgend wird nur ein minimaler Teil an der Stirnseite des Gebäudes für eine Nutzung in der kalten Jahreszeit ausgebaut. Im restlichen Teil des Stalls wird der Raum durch die Entfernung des Heubodens bis ins Dach geöffnet. Die ursprünglichen Öffnungen werden zum Teil wieder hergestellt. Öffnungen, in DDR Zeiten und später aus praktischen Erwägungen hinzugefügt, werden an sinnvollen Stellen erhalten und instandgesetzt. Ergänzt werden sie nun durch zwei neue Öffnungen, welche diesen Pragmatismus aufgreifen und um neue räumliche, atmosphärische und ästhetische Qualitäten erweitern. 

Ein großes transparentes Tor Richtung Süden und eine großzügige Öffnung im Dach schaffen eine visuelle Verbindung zur umgebenden Landschaft und tauchen den hohen Raum nun in natürliches Licht. Eine Durchwegung des Stalls Richtung Garten wird zum ersten Mal möglich. Durch seine Materialität wird dieser Eingriff deutlich ablesbar. Transparente Doppelstegplatten sowie raue Ortbetondetails greifen die Geschichte der langen landwirtschaftlichen Nutzung des Gebäudes auf und interpretieren sie neu.

In Zukunft soll der alte Stall D als Werkstatt, Gartenlaube, Raum für workshops und als Aufbewahrungsort auch den Dorfbewohnern zur Verfügung stehen und damit wieder zum aktiven Teil des kleinen Dorfes werden.

  • Ort

    Damitzow, Brandenburg

  • Zeitraum

    ab 2020

  • Status

    In Planung, Im Bau

  • Typus

    Bestand, Wohnen, Landschaft

  • Auftraggeber*in

    Privat

  • Team

    Chris Gieseke, Jack Wilson